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Zwischenzeugnis anfordern: Muster, Frist & Inhalt

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Sie wollen ein qualifiziertes Zwischenzeugnis anfordern, um Ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt auszuloten? Das ist eine sehr gute Idee! In diesem Beitrag erläutern wir Ihnen, wie Sie – nicht nur für diesen Zweck – ein Zwischenzeugnis beantragen, ohne Ihren Arbeitgeber zu irritieren.

Wer kann ein Zwischenzeugnis beantragen?

Ein qualifiziertes Zwischenzeugnis wird während eines noch bestehenden Arbeitsverhältnisses ausgestellt. Inhaltlich unterscheidet es sich kaum von einem Zeugnis anlässlich des Ausscheidens. Grundsätzlich kann jeder Arbeitnehmer ein qualifiziertes Zwischenzeugnis anfordern, wann immer er dies wünscht. Der Arbeitgeber ist allerdings, anders als beim Austritt, nicht gesetzlich verpflichtet, eines zu erteilen. Einen Anspruch auf ein Zwischenzeugnis haben Sie deshalb nur, wenn dies einzel- oder tarifvertraglich vereinbart ist.

Verweigert wird ein Zwischenzeugnis aber trotzdem nur sehr selten. Allerdings werden bei diesem Thema viele Arbeitgeber hellhörig, da der häufigste Grund für dieses Ersuchen ein geplanter Stellenwechsel ist. Wenn Sie nicht möchten, dass Ihr Arbeitgeber erfährt, dass Sie sich anderweitig umsehen, schützen Sie besser einen harmlosen Grund vor.

Wann sollten Sie ein qualifiziertes Zwischenzeugnis anfordern?

Neben der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz gibt es noch eine Reihe anderer Situationen, in denen es notwendig oder zumindest vernünftig ist, ein Arbeitszeugnis anzufordern:

  • Aus- oder Weiterbildung
  • Veränderungen auf der Führungsebene
  • Positions- oder Abteilungswechsel
  • drohender Personalabbau / Insolvenz

Für viele (Fern-) Studiengänge müssen Sie den Nachweis einer fachbezogenen praktischen Tätigkeit erbringen. Sofern Sie sich für einen zulassungsbeschränkten Studiengang bewerben, können nachgewiesene praktische Fähigkeiten Ihre Chancen auf einen Studienplatz erhöhen. Aber auch wenn Sie gar nicht studieren wollen, ist es sehr diplomatisch, Ihre Bitte um ein Zwischenzeugnis damit zu begründen. Ihr Arbeitgeber kann sich schließlich nicht beschweren, wenn Sie Ihre Freizeit auf eine Weise nutzen wollen, von der auch der Betrieb profitiert. Wer keine Hochschulzugangsberechtigung hat, kann stattdessen einen IHK-Lehrgang vorschützen.

Sie verstehen sich prächtig mit Ihrer Vorgesetzten, aber leider wechselt die Dame zur Konkurrenz? Dann fordern Sie besser vorher noch ein Zwischenzeugnis an. Sie wissen schließlich nicht, wie gut Sie sich mit dem Nachfolger verstehen. Ein gutes Zwischenzeugnis stärkt im Streitfall Ihre Position und erleichtert die Stellensuche innerhalb und außerhalb des Unternehmens. Aus dem gleichen Grund sollten Sie auch ein Zwischenzeugnis beantragen, wenn Sie selbst den Arbeitsbereich oder die Abteilung wechseln.

Beschäftigte sind außerdem gut beraten, ein Zwischenzeugnis anzufordern, wenn sich die wirtschaftliche Lage ihres Arbeitgebers stark verschlechtert oder eine größere Restrukturierung ansteht. Vielleicht droht ein Personalabbau oder gar eine Insolvenz. Die Zeugnisse fallen dann oft besonders gut aus, um den Mitarbeitern den Neustart zu erleichtern. In einer solchen Situation ist aber Fingerspitzengefühl geboten. Unternehmen in der Krise reagieren besonders allergisch, wenn ihre Angestellten Gerüchte über den Betrieb verbreiten. Geben Sie solche Veränderungen deshalb nur als Grund für ein Zwischenzeugnis an, wenn diese bereits offiziell sind.

Wie und mit welcher Frist sollten Sie ein Zwischenzeugnis beantragen?

Wenn Sie ein Zwischenzeugnis beantragen, sollten Sie dies schriftlich oder per E-Mail an die Personalabteilung tun. Unsere Muster helfen Ihnen dabei, die richtige Formulierung zu finden. Sie sollten Ihrem Arbeitgeber wenigstens zwei Wochen Zeit lassen. Sofern Sie das Zeugnis “auf Vorrat” anfordern und nicht akut benötigen, nennen Sie besser vier Wochen. Je länger die Frist, desto geringer das Risiko, dass Sie auf dem Absprung sind und Ihr Arbeitgeber Ihnen deshalb nicht mehr vertraut.

Muster 1: Zwischenzeugnis für Fortbildungszwecke

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich möchte mich fortbilden und benötige für den angestrebten Studiengang/Lehrgang einen Nachweis über meine derzeitige praktische Tätigkeit. Ich bitte deshalb um die Ausstellung eines qualifizierten Zwischenzeugnisses. Lassen Sie mir dieses bitte innerhalb der nächsten zwei Wochen zukommen.

Ich bedanke mich für Ihre Unterstützung und verbleibe mit freundlichen Grüßen

Michaela Muster

Muster 2: Zwischenzeugnis für sonstige Zwecke

Sehr geehrte Damen und Herren,

aufgrund des bevorstehenden/kürzlich erfolgten/kürzlich angetreten

  • Wechsels der Abteilung/meines Zuständigkeitsbereichs
  • Weggangs meines Vorgesetzten
  • Sabbaticals
  • Erziehungsurlaubs
  • 10jährigen Dienstjubiläums
  • Stellenabbaus/Insolvenzantrags

bitte ich um eine schriftliche Bewertung meiner bisherigen Arbeitsleistung. Bitte lassen Sie mir innerhalb der nächsten zwei Wochen ein qualifiziertes Zwischenzeugnis zukommen.

Ich bedanke mich für Ihre Unterstützung und verbleibe mit freundlichen Grüßen

Max Muster

Was sollte ein Zwischenzeugnis beinhalten?

Ein qualifiziertes Zwischenzeugnis enthält Ihren vollständigen Namen, das Eintrittsdatum, gegebenenfalls die bisher durchlaufenen Stationen und eine Beschreibung Ihrer Tätigkeit. Längere Auslandseinsätze oder Sonderaufgaben sollten ebenfalls aufgeführt werden. Die eigentliche Bewertung erfolgt formelhaft im Anschluss an die Tätigkeitsbeschreibung. Die Phrase “stets zur vollsten Zufriedenheit” ist eine Eins, “zur vollen Zufriedenheit” eine Zwei und “zur Zufriedenheit” eine Drei. Eine schlechtere Beurteilung sollten Sie auf keinen Fall akzeptieren.

Besonders wichtig ist außerdem die sogenannte Schlussformel. Diese nennt den Grund für die Ausstellung des Zwischenzeugnisses. Darüber hinaus sollte sich der Arbeitgeber für die bisherige Zusammenarbeit bedanken und zum Ausdruck bringen, dass er diese gerne fortsetzen möchte.

Wenn Ihr Arbeitgeber Sie sehr schätzt oder dringend braucht, sollten Sie nicht nur sehr genau auf die Gesamtnote und die Schlussformel achten, sondern auch nach “Geheimcodes” suchen, die Sie googeln können. Es gibt durchaus Unternehmen, die eine gute Arbeitskraft in ein schlechtes Licht rücken, um einen befürchteten Wechsel zu erschweren. Ist das Arbeitsverhältnis dagegen bereits angespannt, fällt das Zwischenzeugnis oft besonders gut aus, um den Mitarbeiter wegzuloben.

Fazit

Zwischenzeugnisse sind für Arbeitnehmer nicht nur bei einem geplanten Stellenwechsel wichtig. Da sie aber sehr häufig genau diesem Zweck dienen, macht das Ansinnen den Arbeitgeber oft nervös. Clevere Angestellte wissen das und Nutzen den Effekt vor schwierigen Gehaltsverhandlungen. Ein vermuteter Wechsel kann das Arbeitsverhältnis aber auch nachhaltig stören und Chancen vereiteln. Insbesondere Fach- und Führungskräfte sollten deshalb sowohl den Zeitpunkt als auch die Begründung für ein Zwischenzeugnis mit Bedacht wählen.