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Überqualifiziert für den Job? Wie Sie die Stelle trotzdem kriegen

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Irgendwie klingt es unfair: Sie erfüllen nicht nur alle Anforderungen für den neuen Job, sondern besitzen darüber hinaus auch noch weitere Qualifikationen und bekommen dennoch eine Absage. In diesem Fall heißt es in der Begründung dann oft, Sie seien überqualifiziert. Aber warum ist das für Personaler ein Nachteil? Was bedeutet „überqualifiziert“ überhaupt? Und welche Argumente können Sie spätestens beim Bewerbungsgespräch vorbringen, um eine Absage wegen Überqualifizierung zu verhindern?

Diese Gründe sprechen dafür, sich trotz Überqualifikation für eine Stelle zu bewerben

Wer überqualifiziert ist, bringt für eine Stelle mehr mit, als eigentlich verlangt wird. Zum Beispiel, wenn sich ein Betriebswirt für einen Job als Bürohilfe bewirbt oder sich eine Technikerin plötzlich ans Fließband stellen will. Die Gründe können sehr vielfältig und von Fall zu Fall verschieden sein.

  • Vielleicht sind Sie schon länger arbeitslos und möchten endlich wieder den Einstieg finden.
  • Oder Sie träumen schon lange von einer beruflichen Veränderung, weil Sie trotz Ihrer Qualifikation und einer möglicherweise hohen Position in Ihrem aktuellen Unternehmen nicht glücklich sind. Dabei nehmen Sie Abstriche gerne in Kauf.
  • Andere möchten nach Jahren in einem anspruchsvollen Job einfach etwas kürzertreten: Zum Beispiel aus Altersgründen oder um auch den familiären Verpflichtungen gerecht zu werden.
  • Oder haben Sie vielleicht ein ganz bestimmtes Unternehmen im Blick, das auf Ihrer Karriere-Wunschliste ganz oben steht? Dann möchten Sie sicher auch dann für diesen Arbeitgeber tätig werden, wenn Sie für den Job eigentlich überqualifiziert sind. Die Möglichkeit, sich zu einer höheren Position hochzuarbeiten, gibt es schließlich (fast) immer.

Warum stellen Personaler ungern Kandidaten ein, die überqualifiziert sind?

Eigentlich könnte es doch beiden Seiten nur Vorteile bringen, wenn ein Bewerber überqualifiziert ist und viel Erfahrung besitzt. Das Unternehmen gewinnt eine Arbeitskraft, die auch über die Anforderungen der Stelle hinaus weitreichende Fähigkeiten, Erfahrungen und Qualifikationen mitbringt. Die wiederum können für neue und frische Impulse in der Firma sorgen, sodass diese durchaus von dem Kandidaten profitiert. Umgekehrt gehen Sie als Bewerber beispielsweise nach einer längeren Zeit der Arbeitslosigkeit oder Familienpause wieder einer Tätigkeit nach, auch wenn Sie für diese überqualifiziert sind. So können Sie Erfahrungen sammeln. Eine Win-win-Situation, oder? Die Praxis sieht leider oft anders aus, denn eine Absage kommt bei überqualifizierten Bewerbern recht häufig vor. Für viele Personaler ist der Begriff „überqualifiziert“ nämlich fast schon ein rotes Tuch und als Synonym für viele weitere Argumente zu verstehen, welche die Absage rechtfertigen.

  • Dabei steht oft der Kostenfaktor im Fokus, denn Arbeitgeber befürchten, dass überqualifizierte Kandidaten auch automatisch hohe Gehaltsvorstellungen haben.
  • Manchmal wird mit der Bewerbung auch eine Art Bedürftigkeit assoziiert. Sie erweckt dann den Eindruck, dass der Bewerber in seinem eigentlichen Fachgebiet keine Stelle findet. Da stellt sich dem Unternehmen natürlich die Frage: Warum haben Sie Schwierigkeiten oder Probleme, eine bessere Stelle zu finden?
  • Wer überqualifiziert ist, bringt nicht die erforderliche Motivation für seine neue Tätigkeit mit: Auch das ist ein Klischee, das für viele Arbeitgeber in Stein gemeißelt ist. Selbst dann, wenn es gar nicht stimmt. Im Fokus steht dabei die Annahme, dass Überqualifikation mit Unterforderung einhergeht, und die wiederum könnte zu Langeweile im Job führen.
  • Oder ist die Stelle für den Kandidaten vielleicht nur eine Not- beziehungsweise Übergangslösung? Viele Unternehmen glauben, dass Überqualifizierte sofort kündigen, um anderweitig Erfahrungen zu sammeln, sobald ein besserer Job in Sicht ist.

So können Sie als Bewerber das Argument „überqualifiziert“ entkräften

Sowohl im Bewerbungsschreiben als auch bei einem späteren Bewerbungsgespräch haben Sie die Möglichkeit, mit guten Argumenten zu punkten. Wenn Sie hier geschickt vorgehen, spielt es nur noch eine Nebenrolle, dass Sie eigentlich überqualifiziert sind.

Schon beim Bewerbungsschreiben sollten Sie mit Bedacht vorgehen. Wenn Sie darin bereits explizit Ihre hochkarätigen Positionen und exzellenten Erfahrungen in völlig anderen Bereichen hervorheben, stehen Ihre Chancen eher schlecht. Konzentrieren Sie sich stattdessen lieber auf eine klare Stellungnahme, warum Sie sich ausgerechnet für diesen Job bewerben. Warum passt er zu Ihren beruflichen Zielen und was genau ist Ihre Motivation? Außerdem sollten Sie im Bewerbungsschreiben vornehmlich die Qualifikationen hervorheben, die für die Stelle auch gebraucht werden. Eine ausufernde „Liste“ mit all Ihren Kompetenzen würde den Eindruck, dass Sie überqualifiziert sind, noch verstärken.

Etwas schwieriger ist die Gestaltung des Lebenslaufes, denn für einen chronologischen Aufbau müssen Sie natürlich alle beruflichen Stationen aufführen. Sie können aber einzelne Aspekte Ihres Werdegangs, die für die neue Stelle wichtig sind, durch Fettdruck hervorheben. So geraten jene Aspekte, die eine Überqualifikation suggerieren würden, etwas in den Hintergrund. Auch dies dürfte die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass Sie zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen werden.

Überqualifiziert im Bewerbungsgespräch

Zugegeben: Die Balance zwischen Bescheidenheit und Ehrlichkeit ist im Bewerbungsgespräch nicht ganz einfach. Sie sollten Ihre Qualifikationen auf Nachfrage nicht verschweigen, aber treten Sie auf keinen Fall überheblich oder gar herablassend auf. Ihr potenzieller neuer Arbeitgeber möchte nicht das Gefühl haben, dass er eigentlich nur die zweite (oder letzte) Wahl ist.

Vor allem die Frage nach dem „Warum“ ist heikel. Sie könnten an dieser Stelle beispielsweise betonen, dass sich Ihre beruflichen Prioritäten im Laufe der Zeit geändert haben und Sie nicht mehr vom Schreibtisch aus agieren, sondern „mit den Händen“ arbeiten wollen. Oder dass Ihnen eine frühere Tätigkeit, die mit der anvisierten Stelle vergleichbar ist und die Sie vor Ihrer leitenden Position ausgeübt haben, viel mehr Freude gemacht hat und Sie sich nun als logische Konsequenz wieder umorientieren. So wird der vermeintliche Rückschritt auf Ihrer Karriereleiter auch für den Arbeitgeber plausibel.

Das Argument der Personaler mit den vermeintlich überhöhten Gehaltsvorstellungen von Überqualifizierten können Sie kontern, indem Sie erklären, dass Sie sich ganz bewusst für diese Stelle und für ein daraus resultierendes angepasstes Gehalt entschieden haben, weil für Sie nicht mehr ein hohes Einkommen im Vordergrund steht, sondern beispielsweise die Zufriedenheit mit dem Job oder mehr Zeit mit der Familie.

Fazit: Eine Überqualifizierung muss nicht zu einer Absage führen

Wichtig bei der Bewerbung ist ein gutes Gleichgewicht zwischen einem selbstsicheren, aber authentischen Auftreten, einer überlegten Argumentation, einem gesunden Maß an Bescheidenheit und natürlich Motivation. Gerade bei letzterem Punkt ist es wichtig, dass Sie Ihre Leidenschaft für die angestrebte Tätigkeit und Position glaubhaft darstellen. Vergessen Sie dabei auch Ihre Loyalität für den künftigen Arbeitgeber nicht und erklären Sie in Ihrer Bewerbung, warum Sie sich genau dieses Unternehmen ausgesucht haben und wie Sie Ihre Fähigkeiten und Erfahrungen einbringen können. So nehmen Sie dem Personaler die Sorge, dass Sie schon nach kurzer Zeit wieder abwandern. Betonen Sie in diesem Zusammenhang auch, dass Sie sich mit diesem Unternehmen langfristig Ihre berufliche Zukunft vorstellen können. So dürfte die Überqualifikation kein Grund mehr für eine Absage sein. Sie suchen einen neuen Job und möchten trotz möglicher Überqualifizierung eine neue Karriere starten? Bewerben Sie sich jetzt mit unserer Jobbörse sz-jobs.de!

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