Vor dem Job-Wechsel gut planen
Neuer Job in Sicht? Wer seine Arbeitsstelle wechseln will, sollte strategisch planen und sich beim Sondieren der Möglichkeiten Zeit lassen. Foto: Adobestock
Der Arbeitsmarkt ist in Bewegung. Viele Menschen stehen Stellenangeboten offen gegenüber, wünschen sich andererseits aber sichere Perspektiven. Zunehmend ändern sich zudem die Wege, über die Jobs gefunden werden.
Am Ende klappte es auf die altmodische Weise: Ihre neue Stelle fand Selma Karich durch persönliche Kontakte. „Bei einer Veranstaltung traf ich eine ehemalige Studienkollegin. Die erzählte mir, dass ihr Arbeitgeber gerade eine neue Abteilung aufbaut und dafür Personal sucht. Die Bewerbung war direkt ein Match“, erzählt die Industriekauffrau. Ein Glücksfall, denn die 37-Jährige wollte eigentlich gar nicht auf Jobsuche gehen. Doch die Firma, bei der sie bis zu Jahresbeginn gearbeitet hatte, beschloss, ihre sächsische Außenstelle verkleinern. „Zwar hat man mir eine Alternative am Firmensitz in Nordrhein-Westfalen angeboten, aber soweit wollte ich nicht wegziehen“, sagt die gebürtige Dresdnerin, die jetzt in Mittelsachsen lebt. Wie findet man am besten einen Job, der zu einem passt? Bei dem Inhalt und Bezahlung, Arbeitsweg und Aufstiegschancen stimmen? So wie Selma Karich stehen jedes Jahr tausende Männer und Frauen vor dem Problem, sich beruflich neu orientieren zu wollen – oder zu müssen – und nicht immer direkt zu wissen, wie man die Sache nun am besten angeht. Experten raten, strategisch an das Thema Jobsuche zu gehen.
Suche auf Social Media
Bei der Online-Job-Plattform Stepstone geht man davon aus, dass es durchschnittlich 5,2 Monate dauert, bis ein neuer Job gefunden ist. Doch die Unterschiede sind groß. Wer eine besonders begehrte Qualifikation, zum Beispiel im IT-Bereich, mitbringt, kann in der Regel aus vielen Angeboten auswählen. Wer andererseits einen weniger gefragten Beruf gelernt hat, im ländlichen Raum lebt und dort ortsgebunden ist, hat es besonders schwer.
Gerade hier wird empfohlen, möglichst viel Zeit für die Jobsuche einzuplanen. Wer ungekündigt ist, kann ganz in Ruhe überlegen, wohin der berufliche Weg gehen soll, seine Bewerbungsunterlagen auf den neuesten Stand bringen und dann konkret suchen. Immer häufiger passiert das über die sozialen Netzwerke. Das zeigt zum Beispiel der Blick in eine Umfrage der Jobvermittlung Randstad. Dort gaben schon vor zwei Jahren 52 Prozent der Befragten an, über Instagram nach einem neuen Job zu suchen. Inzwischen dürfte der Wert noch gestiegen sein. Auch andere soziale Netzwerke – von TikTok bis zu den Karriereportalen LinkedIn und Xing – stehen bei Wechselwilligen hoch im Kurs. „Dass Bewerber verstärkt dort Stellen suchen, wo sie sich in ihrer Freizeit aufhalten – in den sozialen Medien – deutet auf die hohe Wechselwilligkeit und Spontaneität bei der Jobsuche hin“, so Carolin Herbst, Director Group Human Resources bei Randstad Deutschland.
Chance für Quereinsteiger
Die allgemeinen Krisenlagen, die die deutsche und auch die sächsische Wirtschaft derzeit zunehmend beuteln, sorgen für noch mehr Fluktuation auf dem Arbeitsmarkt. Unternehmen, die aktiv Mitarbeiter suchen, können davon profitieren. Viele latent Wechselwillige sind offen für neue Angebote.
Die freilich müssen nach Erfahrung vieler Personalverantwortlicher heute oft noch angepasst werden, denn Berufswege werden wieder individualistischer. So legen viele Bewerber großen Wert von Flexibilität, wollen Job und Familie gut unter einen Hut bringen können, mindestens teilweise auch von Zu Hause arbeiten. Bieten Unternehmen die Möglichkeiten dafür, können sie Bewerber schnell für sich begeistern.
Aber auch Sicherheit steht hoch im Kurs. Eine berufliche Perspektive, die weiter reicht als zwei, drei Jahre, ist vielen Arbeitnehmern heute wieder wichtiger. Auch das ist eine Folge der multiplen Krisen, die von vielen Menschen zunehmend als existenzbedrohend empfunden werden.
Dass auch die Arbeitswelt im Wandel ist, macht das Ganze nicht leichter, ist allerdings nach Meinung von Experten auch eine große Chance. Wer seinen Beruf wechseln oder als Quereinsteiger etwas ganz Neues probieren möchte, hat dafür heute bessere Möglichkeiten als noch vor zehn Jahren. Nur den Mut, beruflich einen Neubeginn zu wagen, den muss jeder für sich aufbringen. Selma Karich hat den Wechsel noch keinen Tag bereut. „Es war am Ende eine echte Weiterentwicklung, obwohl es am Anfang eher nach einer Notlösung aussah“, sagt sie.