Im Job-Tandem besser unterwegs?
Zwei Menschen, ein Job – das Modell kann gut funktionieren und macht es vor allem Eltern leichter, beruflich am Ball zu bleiben. Foto: Adobestock
Zwei Menschen teilen sich einen Job – dieses Modell kann bei der Besetzung offener Stellen helfen, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen.
Gemeinsam geht vieles besser, aber gilt das auch, wenn sich zwei Menschen eine Arbeitsstelle teilen? Der Fachkräftemangel gibt dieser Frage neue Brisanz, denn immer häufiger kommt es vor, dass Unternehmen freie Stellen nicht adäquat mit einer Vollzeitkraft besetzen können. Selbst in der Führungsebene ist das heute keine Seltenheit mehr. Oft gibt es zwar Interessenten mit den passenden Qualifikationen, sie wollen aber nicht immer Vollzeit einsteigen – zum Beispiel aus familiären oder gesundheitlichen Gründen. Dann kann ein Job-Tandem eine Lösung sein. Wie der Name nahelegt, teilen sich dabei zwei Menschen eine Arbeitsstelle, die auch ein Führungsjob sein kann. Der Jobsharing Hub und das Wissenschaftszentrum für Sozialforschung in Berlin (WZB) haben untersucht, welche Vor- und Nachteile diese Form der Arbeit bietet.
Die Lasten besser verteilen
Dabei habe sich vor allem gezeigt, dass Jobsharing dabei hilft, Lasten besser zu verteilen. „Der Mehrwert des Jobsharings liegt nicht nur in der Flexibilität der Arbeitszeitmodelle und der Verbesserung der Work-Life-Balance. Die Besetzung von anspruchsvollen und komplexen Positionen im Jobsharing schärft die Arbeitsqualität, insbesondere bei Turbulenzen und Unsicherheiten wie in der Covid-19-Krise. Das ist ein entscheidender strategischer Vorteil für Unternehmen“, so Svenja Christen vom Jobsharing Hub im Rahmen der Auswertung. Die Ergebnisse der Studie bestätigen diese Tendenz. So gaben 72 Prozent der Befragten an, dass sie durch den geteilten Job fitter in Sachen Kommunikation, Flexibilität und Arbeitsorganisation geworden seien. Gleichzeitig fühlen sich gerade Führungskräfte durch Jobsharing weniger burnout-gefährdet, weil sie die Verantwortung eben nicht ganz allein schultern müssen. Und in Sachen Vereinbarkeit hilft das Modell vor allem gut ausgebildeten Eltern und speziell auch Alleinerziehenden dabei, beruflich am Ball zu bleiben. „Jobsharing erlaubt, kurzfristig die Arbeitsaufteilung anzupassen, die eigenen Arbeitszeiten zu variieren und zugleich als Tandem den Arbeitsanforderungen weiterhin gerecht zu werden”, sagt der WZB-Wissenschaftler Martin Krzywdzinski.
Im Vorfeld gut prüfen
Gibt es also nur Vorteile? Ganz so einfach ist es natürlich nicht. Denn wie alle Arbeitsformen funktioniert auch das Jobsharing nur, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Sich eine Arbeitsstelle mit einer anderen Person zu teilen, erfordert auch ein gutes Maß an Kompromissfähigkeit. Arbeitsmarktexperten raten daher, um Vorfeld zu prüfen, ob die Wunschkandidaten nicht nur fachlich, sondern auch menschlich zusammenpassen. Gleichzeitig müssten Unternehmen eben auch bereit sein, sich auf das neue Modell einzulassen. „Die Erwartung, dass Führungskräfte generell jederzeit verfügbar sind und 60 Stunden oder mehr pro Woche arbeiten, kann dazu führen, dass auch Jobsharer mit Arbeit überladen, aber nur für eine Teilzeitstelle bezahlt werden. Da ist der Frust vorprogrammiert”, so Svenja Christen.
Die Veränderung des Arbeitsmarktes und neue Anforderungen an Mitarbeiter, aber auch an Personalverantwortliche lassen es nur schwer zu, sich Neuem zu verschließen. Das gilt auch für das Jobsharing, das im Übrigen gar nicht so neu ist. Bekannt ist das Modell schon seit den 1970er Jahren, fristete aber eher ein Schattendasein auf dem Arbeitsmarkt. Das hat sich in den vergangenen 15 Jahren und vor allem noch einmal deutlich seit Beginn der Corona-Pandemie verändert. Inzwischen gibt es eigene Jobportale für potenzielle Job-Sharer und alle, die es werden wollen.