Chance für den Ärzte-Nachwuchs
Sachsen braucht dringend Hausärzte. Um den medizinischen Nachwuchs für die Arbeit zu begeistern, hat die Kassenärztliche Vereinigung ein Modellprojekt auf den Weg gebracht, das inzwischen auch vom Freistaat selbst unterstützt wird.
Chance für den Ärzte-Nachwuchs: Das Projekt „Studieren in Europa – Zukunft in Sachsen“ soll helfen, die Versorgungslücke in der Medizin zu schließen. Bewerbungen sind noch bis Ende Januar möglich.
Die Prognose ist düster: Bis zum Jahr 2035 werden nach einer Untersuchung der Robert-Bosch-Stiftung bundesweit rund 11 000 Hausärzte fehlen. Damit ist die Unterversorgung vor allem im ländlichen Raum nicht mehr zu verhindern. Schon gibt es Lücken in der medizinischen Betreuung, die Experten Alarm schlagen lassen. Ein Problem bei der Nachwuchssuche: Wer in Deutschland Humanmedizin studieren möchte, muss in der Regel sein Abitur mit 1,0 bestehen. Der strenge Numerus Clausus ist schon lange umstritten. Mit dem Projekt „Studieren in Europa – Zukunft in Sachsen“ hat die Kassenärztliche Vereinigung zumindest eine Alternative ins Gespräch gebracht. Die Idee: Wer Medizin studieren möchte, aber die Vorgaben für die Zulassung in Deutschland nicht erfüllt, kann sich in Ungarn immatrikulieren.
Stipendien mit Karriereoption
Möglich ist das mit einem Abiturschnitt von bis zu 2,6. Die Gebühren für das deutschsprachige Studium an der Universität Pécs werden übernommen. Nach ihrer Rückkehr absolvieren die Ärztinnen und Ärzte in spe in Sachsen ihre fachärztliche Weiterbildung mit dem Ziel, später in die hausärztliche Versorgung einzusteigen. Mindestens sechs Jahre – so die an das Stipendium geknüpfte Bedingung – müssen sie dann außerhalb der Ballungszentren Dresden und Leipzig als Hausärzte tätig sein. „Das Interesse vieler junger Menschen am Medizinstudium ist groß und an deutschen Universitäten gibt es nach wie vor zu wenig Studienplätze. Auf der anderen Seite zeichnet sich immer stärker die Problematik der ärztlichen Unterversorgung in den ländlichen Regionen Sachsens ab“, so Klaus Heckemann, der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen. Das Modellprojekt soll demnach „engagierten Abiturienten die Chance geben, sich ihren Traum vom Arztberuf zu erfüllen“, während gleichzeitig die ambulante ärztliche Versorgung gestärkt wird.
Bewerbungen für den inzwischen zehnten Durchgang des Modellprojektes sind noch bis zum 31. Januar 2023 möglich. Wer sich über Ablauf und Karrieremöglichkeiten informieren möchte, kann das am 5. Januar in Chemnitz und am 12. Januar in Bautzen tun. Die Teilnahme an den Inforunden ist auch digital möglich.
Derzeit nehmen insgesamt 140 Frauen und Männer an dem Modellprojekt teil. Seit 2019 sind 32 Absolventen für die Facharztweiterbildung aus Ungarn zurück nach Sachsen gekommen. Seit 2020 werden zusätzlich zu den 20 von der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen und den Krankenkassen geförderten Studienplätzen pro Jahrgang weitere 20 Plätze durch den Freistaat Sachsen finanziert.
Bewerbungen für das Modellprojekt „Studieren in Europa – Zukunft in Sachsen“ sind bis 31. Januar 2023 möglich. Dazu gibt es zwei Informationsveranstaltung – am 5. Januar, 16:30 Uhr in der KV Sachsen – Bezirksgeschäftsstelle Chemnitz, Carl-Hamel-Str. 3, und am 12. Januar, 16 Uhr in der AOK-Filiale Bautzen, Goschwitzstraße 21, Anmeldungen werden per Mail entgegengenommen. Die Teilnahme ist auch digital möglich.