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Beruflich auf Tour: Mehr Pendler unterwegs

Lange Zeit kannte der Bewerberstrom nur eine Richtung: Aus Sachsen gen Westen. Inzwischen wird auch der umgekehrte Weg gern genutzt. Das bringt durch Pendler allerdings auch mehr Verkehr auf die Straßen.

Bis in die sogenannten Nuller-Jahre hinein war es das normale Bild: Vor allem jüngere Männer und Frauen packten am Sonntag ihre Taschen für die neue Arbeitswoche in Bayern, Baden-Württemberg oder im Ruhrgebiet. Glück hatte, wer nur die Strecke bis Berlin bewältigen musste. Pendeln für den Beruf – das funktionierte in Ostdeutschland auch lange nach der politischen Wende hauptsächlich in eine Richtung. Und heute? Wird immer noch gependelt, zunehmend aber auch nach Sachsen. In den vergangenen zehn Jahren stieg die Zahl der sogenannten Einpendler, also der Menschen, die aus anderen Bundesländern zur Arbeit in den Freistaat kommen, um rund 60 Prozent. Konkret sind das mehr als 140.000 Männer und Frauen. Die meisten von ihnen kommen aus den angrenzenden Bundesländern Thüringen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg. Rund 30.000 Menschen fahren aus Westdeutschland nach Sachsen. Die Zahl hat sich seit 2012 verdoppelt. Noch deutlicher fällt die Steigerung aus, wenn man über die Grenzen schaut. „27.427 Personen und damit mehr als zehnmal so viel wie 2012 pendelten aus dem Ausland ein“, heißt es aus dem Statistischen Landesamt in Kamenz.

Auf der anderen Seite stieg auch die Zahl der Sachsen, die außerhalb der Heimat arbeiten – konkret um reichlich 14 Prozent. Hier haben sich die Ziele nicht verändert – zumeist geht es in die westdeutschen Bundesländer oder nach Berlin.

Und auch innerhalb Sachsens selbst sind viele Beschäftigte immer in Bewegung. 371.130 Personen pendelten 2022 mindestens über eine Kreisgrenze im Freistaat. Auch hier vermelden die Statistiker einen Anstieg – in diesem Fall um knapp elf Prozent.

Höheres Risiko für Herzinfarkt und Adipositas

Kein Zweifel: Die Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt haben auch Auswirkungen auf die Mobilität. Fast überall gibt es aktuell freie Stellen, und für den besser bezahlten oder inhaltlich besser passenden Job fährt man im Zweifel auch ein paar – oder ein paar hundert – Kilometer mehr. Gesund ist das allerdings nicht. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass Arbeitswege, die länger als 45 Minuten dauern, spätestens mittelfristig als Belastung empfunden werden. Das lässt sich auch in Zahlen messen, etwa in denen der Techniker-Krankenkasse. Demnach liegen die Fehltage wegen Depressionen und anderen psychischen Krankheiten bei Pendlern fast elf Prozent höher als bei Menschen, die nur kurze Wege zur Arbeit bewältigen müssen. Sie leiden ebenfalls häufiger unter Rücken- und Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schlafstörungen und Magen-Darm-Beschwerden. Zudem gebe es Hinweise auf ein erhöhtes Herzinfarkt- und Adipositas-Risiko. Dabei zeigt die Statistik auch: Vor allem Autofahren ist – abgesehen von jeder Ökobilanz – besonders gesundheitsschädigend. Pendler, die regelmäßig weite Strecken mit dem Pkw zurücklegen, sind gesundheitlich besonders gefährdet. Weniger Stress haben Nutzer von Bus und Bahn. Und wer im Homeoffice arbeiten kann, hat im Schnitt sogar fünf Krankentage pro Jahr weniger zu verzeichnen als die pendelnden Kollegen.

Wer wissen will, wo die Pendlerquote in Deutschland am höchsten ist und welche Verkehrswege echte Pendlerrouten sind, findet diese und viele weitere Informationen im Pendleratlas unter https://pendleratlas.statistikportal.de/

Von Annett Kschieschan