Was kostet ein Azubi?
Ausbildung kostet Zeit, Engagement – und nicht wenig Geld. Trotzdem lohnt die Investition in junge Leute. Foto: Adobestock
Immer mehr Unternehmen suchen vergeblich nach Lehrlingen. Manche geben die Ausbildung ganz auf – auch, weil die Kosten dafür durchaus ein Problem sein können. Doch eigener Nachwuchs hat auch unschlagbare Vorteile.
Es gibt viel mehr Lehrstellen als Azubis. Das gilt für Sachsen ebenso wie für alle anderen Bundesländer. Die Suche nach geeignetem Nachwuchs ist inzwischen eines der größten Probleme für den Wirtschaftsstandort. Sie einfach aufzugeben, ist keine Lösung, denn schon jetzt finden viele kleine Betriebe keine Nachfolger mehr. Ausbildung – das gilt auch 2024 – lohnt sich in der Perspektive. Aber wie teuer ist sie eigentlich? Dieser Frage geht das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) schon seit 40 Jahren nach. Seit Beginn der 1980er-Jahre werden dafür Ausbildungsbetriebe zu ihren Kosten und ihrem Nutzen durch die Ausbildung gefragt. Die inzwischen siebente Erhebung läuft derzeit und soll bis Mitte des Jahres abgeschlossen sein. Doch schon die Zahlen der vergangenen Jahre zeigen ein deutliches Bild. So belaufen sich die Gesamtkosten einer dualen Ausbildung in Deutschland auf knapp 21.000 Euro. Die Personalkosten, zu denen Ausbildungsvergütungen sowie gesetzliche, tarifliche und freiwillige Sozialleistungen gehören, machen dabei mit reichlich 60 Prozent den Löwenanteil aus. Dazu kommen die Kosten für das Ausbildungspersonal sowie Sach- und Materialkosten, etwa für Kleidung, Arbeitsgeräte und Ähnliches. Kammergebühren, Rekrutierungs- und Verwaltungskosten fallen ebenfalls an.
Abbruch wird zum Problem
Gerade für kleine Betriebe ist das durchaus eine Hausnummer, die in wirtschaftlich schwierigen Zeiten nicht einfach zu bewältigen ist. Nach einer Schätzung des BIBB bilden derzeit etwa zwanzig Prozent aller Unternehmen im dualen System aus – Tendenz: eher rückläufig. Das ist ein Problem, denn die Wirtschaft braucht gut ausgebildeten Nachwuchs genauso wie junge Leute eine berufliche Perspektive brauchen.
Die Kostenfrage wird dabei immer wichtiger, denn in vielen Berufen werden auch die Ausbildungsinhalte komplexer. Wo Digitalisierung, Künstliche Intelligenz und Robotik immer stärker Teil Arbeitsalltags sind, müssen auch die Mitarbeiter der Zukunft entsprechend fit sein in moderner Technik und ihren Anwendungsmöglichkeiten. Entsprechende Weiterbildungen kosten ebenfalls Geld. Hier können allerdings Fördermittel helfen. Auch der Freistaat Sachsen unterstützt Firmen bei der Qualifizierung ihrer Mitarbeiter.
Fakt ist aber: Die Kosten einer Ausbildung und das Geld, das ein Azubi rein rechnerisch im Durchschnitt erwirtschaftet, stehen im Missverhältnis. 14.500 Euro hat das BIBB hier ermittelt. Damit bleibt noch etwa ein Drittel der Ausbildungskosten des Lehrbetriebes offen. Kommt es zum Abbruch der Ausbildung, ist der Verlust noch größer. Kein Wunder also, dass mancher Unternehmer die Ausbildung zumindest temporär aufgibt und lieber direkt Fachkräfte sucht. Doch auch das wird zunehmend schwierig – und ist ebenfalls teuer. Laut dem Bundesinstitut für Berufsbildung kosten Suche und Einarbeitung einer Fachkraft im Schnitt 10.500 Euro. Addiert man die Mehrarbeit der Kollegen ein, die einspringen, bis der Ersatz gefunden ist, wird es noch kostspieliger. Die Online-Stellenplattform Stepstone schätzt die sogenannten Vakanzkosten auf 29.000 Euro. Pro Stelle wohlgemerkt.
Loyalität zum Lehrbetrieb
Also doch zurück zur Ausbildung? Experten sagen Ja. Vor allem mit Blick auf den demografischen Wandel sei es nicht nur gesellschaftlich wünschenswert, sondern auch unternehmerisch sinnvoll, dringend benötigte Fachkräfte selbst auszubilden, sagt etwa der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der IHK Achim Dercks. In den kommenden Jahren verließen demnach pro Jahr bis zu 400.000 Beschäftigte mehr den Arbeitsmarkt, als neue hinzukommen.
Der Kampf um die besten Mitarbeiter ist gerade für kleine Betriebe kaum noch zu gewinnen. Bei Mitarbeitervergünstigungen, den sogenannten Benefits, können sie meistens nicht mit größeren Unternehmen mithalten. Gerade hier kann die Ausbildungszeit den entscheidenden Unterschied machen. Junge Leute, die sich im Lehrbetrieb gut aufgehoben fühlen, die lernen und wachsen können, aber auch Fehler machen dürfen, entwickeln eine stärkere Loyalität zum Unternehmen und sind weniger offen für Abwerbeversuche. Außerdem steht Ausbildung immer auch für Zukunftsorientierung. Und die ist gut fürs Image. Auch beim Thema Ausbildung gilt am Ende: Nicht alles lässt sich in Kosten-Nutzen-Rechnungen abbilden.
Es gibt viel mehr Lehrstellen als Azubis. Das gilt für Sachsen ebenso wie für alle anderen Bundesländer. Die Suche nach geeignetem Nachwuchs ist inzwischen eines der größten Probleme für den Wirtschaftsstandort. Sie einfach aufzugeben, ist keine Lösung, denn schon jetzt finden viele kleine Betriebe keine Nachfolger mehr. Ausbildung – das gilt auch 2024 – lohnt sich in der Perspektive. Aber wie teuer ist sie eigentlich? Dieser Frage geht das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) schon seit 40 Jahren nach. Seit Beginn der 1980er-Jahre werden dafür Ausbildungsbetriebe zu ihren Kosten und ihrem Nutzen durch die Ausbildung gefragt. Die inzwischen siebente Erhebung läuft derzeit und soll bis Mitte des Jahres abgeschlossen sein. Doch schon die Zahlen der vergangenen Jahre zeigen ein deutliches Bild. So belaufen sich die Gesamtkosten einer dualen Ausbildung in Deutschland auf knapp 21.000 Euro. Die Personalkosten, zu denen Ausbildungsvergütungen sowie gesetzliche, tarifliche und freiwillige Sozialleistungen gehören, machen dabei mit reichlich 60 Prozent den Löwenanteil aus. Dazu kommen die Kosten für das Ausbildungspersonal sowie Sach- und Materialkosten, etwa für Kleidung, Arbeitsgeräte und Ähnliches. Kammergebühren, Rekrutierungs- und Verwaltungskosten fallen ebenfalls an.
Abbruch wird zum Problem
Gerade für kleine Betriebe ist das durchaus eine Hausnummer, die in wirtschaftlich schwierigen Zeiten nicht einfach zu bewältigen ist. Nach einer Schätzung des BIBB bilden derzeit etwa zwanzig Prozent aller Unternehmen im dualen System aus – Tendenz: eher rückläufig. Das ist ein Problem, denn die Wirtschaft braucht gut ausgebildeten Nachwuchs genauso wie junge Leute eine berufliche Perspektive brauchen.
Die Kostenfrage wird dabei immer wichtiger, denn in vielen Berufen werden auch die Ausbildungsinhalte komplexer. Wo Digitalisierung, Künstliche Intelligenz und Robotik immer stärker Teil Arbeitsalltags sind, müssen auch die Mitarbeiter der Zukunft entsprechend fit sein in moderner Technik und ihren Anwendungsmöglichkeiten. Entsprechende Weiterbildungen kosten ebenfalls Geld. Hier können allerdings Fördermittel helfen. Auch der Freistaat Sachsen unterstützt Firmen bei der Qualifizierung ihrer Mitarbeiter.
Fakt ist aber: Die Kosten einer Ausbildung und das Geld, das ein Azubi rein rechnerisch im Durchschnitt erwirtschaftet, stehen im Missverhältnis. 14.500 Euro hat das BIBB hier ermittelt. Damit bleibt noch etwa ein Drittel der Ausbildungskosten des Lehrbetriebes offen. Kommt es zum Abbruch der Ausbildung, ist der Verlust noch größer. Kein Wunder also, dass mancher Unternehmer die Ausbildung zumindest temporär aufgibt und lieber direkt Fachkräfte sucht. Doch auch das wird zunehmend schwierig – und ist ebenfalls teuer. Laut dem Bundesinstitut für Berufsbildung kosten Suche und Einarbeitung einer Fachkraft im Schnitt 10.500 Euro. Addiert man die Mehrarbeit der Kollegen ein, die einspringen, bis der Ersatz gefunden ist, wird es noch kostspieliger. Die Online-Stellenplattform Stepstone schätzt die sogenannten Vakanzkosten auf 29.000 Euro. Pro Stelle wohlgemerkt.
Loyalität zum Lehrbetrieb
Also doch zurück zur Ausbildung? Experten sagen Ja. Vor allem mit Blick auf den demografischen Wandel sei es nicht nur gesellschaftlich wünschenswert, sondern auch unternehmerisch sinnvoll, dringend benötigte Fachkräfte selbst auszubilden, sagt etwa der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der IHK Achim Dercks. In den kommenden Jahren verließen demnach pro Jahr bis zu 400.000 Beschäftigte mehr den Arbeitsmarkt, als neue hinzukommen.
Der Kampf um die besten Mitarbeiter ist gerade für kleine Betriebe kaum noch zu gewinnen. Bei Mitarbeitervergünstigungen, den sogenannten Benefits, können sie meistens nicht mit größeren Unternehmen mithalten. Gerade hier kann die Ausbildungszeit den entscheidenden Unterschied machen. Junge Leute, die sich im Lehrbetrieb gut aufgehoben fühlen, die lernen und wachsen können, aber auch Fehler machen dürfen, entwickeln eine stärkere Loyalität zum Unternehmen und sind weniger offen für Abwerbeversuche. Außerdem steht Ausbildung immer auch für Zukunftsorientierung. Und die ist gut fürs Image. Auch beim Thema Ausbildung gilt am Ende: Nicht alles lässt sich in Kosten-Nutzen-Rechnungen abbilden.