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Wo bleibt die Motivation in Krisenzeiten?

Keine Motivation im Job? Das wird zunehmend zum Problem. Unternehmen können gegensteuern – auch in Krisenzeiten. Symbolfoto: pixabay

Im Job sein Bestes geben – das tun nach eigenen Angaben gerade einmal 48 Prozent der deutschen Arbeitnehmer. Unternehmen sind gerade jetzt gefordert.

Wann, wenn nicht jetzt sollte man über Motivation sprechen? Das neue Jahr hat gerade begonnen, und es braucht schon einigen Aufwand, um nicht versehentlich über ein Visionboard, ein gerade erworbenes Fitnessgerät oder wenigstens einen ganzen Berg gesunder Lebensmittel zu stolpern. Natürlich in Bioqualität. New Year – new me: Neues Jahr – neues Ich. Ganze Branchen leben von jener Aufbruchsstimmung, die der Jahreswechsel so mit sich bringt. Im Arbeitsleben ist die Sache komplizierter. Das legt eine Studie nahe, die die internationale Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY veröffentlicht hat und für die weltweit mehr als 17.000 Menschen befragt wurden. Demnach sieht es bei deutschen Arbeitnehmern eher mau aus in Sachen Motivation. Gerade einmal 48 Prozent der Befragten gaben an, im Job immer ihr Bestes zu geben. Im internationalen Durchschnitt sind es immerhin 54 Prozent. In Indien liegt der Wert bei 69 Prozent, in China bei 59, in den USA bei 57 Prozent. Bei den europäischen Nachbarn, etwa in Frankreich, den Niederlanden oder Großbritannien, sieht es in Sachen Motivation am Arbeitsplatz zum Teil aber sogar noch schlechter aus als hierzulande.

 

Viele Mitarbeiter denken über Jobwechsel nach

Die schwierige Wirtschaftslage mit aktuell wenig optimistischen Prognosen wirkt sich auch auf die ganz individuelle Zufriedenheit im Berufsleben aus. In Deutschland denkt jeder vierte Arbeitnehmer mehr oder weniger intensiv über einen Jobwechsel nach. Den eigenen Arbeitgeber weiterempfehlen würden ebenfalls nur reichlich 40 Prozent der Befragten. Je nach Branche tun sich Unternehmen auch in Sachsen gegenwärtig schwerer, in ihre Mitarbeiter zu investieren als noch vor wenigen Jahren. Wo die allgemeinen Kosten immer weiter steigen, werden schnell mal Gehaltserhöhungen ausgesetzt, Weiterbildungen verschoben, Stellen komplett gestrichen. Das drückt auch die Motivation derjenigen, deren Jobs noch sicher sind.  „Es gibt immer Gründe, warum die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine solche Einstellung entwickeln – und gegen einige Faktoren gibt es kein Allheilmittel seitens des Managements. Allerdings: An der großen Mehrheit der Ursachen, beispielsweise dürftige Führung, eine schlechte Firmenkultur sowie mangelnde Kommunikation oder Stress durch zu viel Arbeit, können Unternehmen arbeiten und diese im Zweifel mithilfe externer Experten beheben“, so Nelson Taapken von EY-Partner People Consulting.

 

Rückschritt beim Homeoffice verprellt Bewerber

Leisten könnten sich deutsche Unternehmen die sinkende Motivation in der Mitarbeiterschaft nicht. „Deutschland konnte im internationalen Standortwettbewerb immer mit seinen hervorragend ausgebildeten und hoch motivierten Beschäftigten, die für eine hohe Produktivität sorgten, punkten. Wenn nun die Menschen in Ländern wie Indien und China – unter teils deutlich schlechteren Bedingungen, ihrer Arbeit mit mehr Motivation nachgehen als Angestellte hierzulande, sollte das uns als Gesellschaft, aber vor allem den Arbeitgebern, zu denken geben“, so Taapken weiter.

Problematisch wird es vor allem dort, wo bereits geschaffene Standards wieder eingeschränkt oder gar abgeschafft werden. In den vergangenen Monaten haben mehrere große Unternehmen erklärt, ihre Regelungen zum Homeoffice wieder strenger fassen wollen. Das heißt konkret, dass Mitarbeiter wieder mehr Präsenztage leisten müssen oder gar wieder ganz zurück ins Firmenbüro beordert werden.

Eine Rechnung, die aus Expertensicht nicht aufgehen wird. Schon jetzt ist die Möglichkeit zum flexiblen Arbeiten einer der Hauptgründe, aus denen Beschäftigte ihren Arbeitgeber wechseln. Mit 50 Prozent setzten sie in der EY-Umfrage die Bedeutung guter Homeoffice-Regelungen sogar höher an als das Thema Gehalt. Ebenfalls wichtig: ein gutes Arbeitsklima, flache Hierarchien, Mitsprachemöglichkeiten. Wo das gegeben ist, steigt die Loyalität der Mitarbeiter und in der Regel auch die Motivation. Nicht nur am Jahresbeginn.