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Viele Worte, nichts dahinter?

Geredet wird viel in hiesigen Unternehmen, doch oft ist die Kommunikation intransparent oder mehrdeutig. Das schlägt auf die Motivation und bisweilen sogar auf den Geschäftserfolg. Foto: Adobestock

Geredet und geschrieben wird in deutschen Unternehmen reichlich. An der Kommunikation hapert es trotzdem. Wie das kommt und warum die KI längst nicht in jedem Fall helfen kann, zeigt ein Blick in die aktuelle Studienlage.

Mit einer kleinen Verstimmung nach einem Meeting fängt es an. Dann fehlt der eigene Name in einer Dankesmail an das Team. Am Ende stehen oft maximale Unzufriedenheit und die innere Kündigung. Vielleicht war der Ausgangspunkt einfach ein Missverständnis, der fehlende Name ein Versehen, das Ganze ein Dilemma, das gut lösbar gewesen wäre. Wäre, hätte, vielleicht – der Schlüssel zu einem guten Gefühl im Job ist fast immer die Kommunikation. Und an der hapert es in vielen deutschen und damit auch sächsischen Unternehmen. Nicht miteinander zu reden – oder zu schreiben – kann richtig teuer werden. Und das in vielerlei Hinsicht. Schlechte Kommunikation in Betrieben führt zu einem Produktivitätsverlust von durchschnittlich 11,5 Tagen pro Jahr, zu gescheiterten Projekten, unbesetzten Stellen und einem schlechten Arbeitgeber-Image. Zu diesem Schluss kommt eine Studie, die Statista im vergangenen Jahr im Auftrag vom Grammarly, einem Unternehmen aus dem Bereich der KI-gestützten Schreibassistenz, durchgeführt hat. Rund 1.000 Beschäftigte und hundert Führungskräfte wurden dafür befragt.

Mangelnde Sprachkompetenz

Ein Ergebnis: In vielen Unternehmen wird im Grunde ständig geredet – in Meetings, die dann zu weiteren Meetings führen, in größeren und kleineren betrieblichen Abstimmungsrunden, in diversen Chats. An klaren, verbindlichen und verständlichen Aussagen mangelt es dennoch erschreckend häufig. So klagten in der Statista-Studie immerhin drei von vier Befragten über „mangelnde Sprachkompetenz, zeitaufwendige Korrekturen unverständlicher Nachrichten oder den ineffizienten Gebrauch von KI-Werkzeugen“. Die Künstliche Intelligenz kann zwar vieles im Arbeitsalltag leichter machen, aber nur, wenn sie sinnvoll angewendet wird. Dort, wo auf die Hilfe der KI weitgehend verzichtet wird, läuft es auch nicht besser. Viele Beschäftigte kritisieren, dass Kollegen im internen Austausch kaum Wert auf eine gute Kommunikation legen. „Gut“ heißt in diesem Fall nicht nur, dass inhaltlich relevante Informationen weitergegeben werden, sondern auch, dass das in Form von ganzen Sätzen, inklusive Satzzeichen, geschieht. Arbeitspsychologen werten das auch als Zeichen für gegenseitige Wertschätzung – oder eben für das Gegenteil davon. Ein Problem: Wer intern eher schludrig kommuniziert, tut das schnell auch mal im Kontakt mit Kunden oder Geschäftspartnern. 15 Prozent der Führungskräfte gaben in der Studie an, dass ineffiziente Kommunikation in ihren Betrieben bereits zu gescheiterten Geschäftsabschlüssen geführt hätte.

Wertschätzung fehlt viel zu oft

Aber wie kann man die Kommunikation im Arbeitsumfeld verbessern? Eine Antwort ist: durch gute Vorbilder. Wenn die Führungskräfte fair und transparent informieren, gesprächsbereit und kritikfähig sind, werden sich die meisten Mitarbeiter darum bemühen, diesen Standard auch selbst zu erfüllen. Wer höfliche Mails ohne Rechtsschreibfehler erhält, wird in der Regel auch entsprechend antworten. Wer keine Angst haben muss, nach kritischen Anmerkungen ausgegrenzt zu werden, traut sich, Verbesserungsvorschläge anzubringen, die die Arbeit vielleicht am Ende für alle leichter machen. Auch über Fehler – eigene und die anderer – wird im Idealfall offen gesprochen. „Für eine positive und dynamische Veränderungskultur sind gemachte Fehler und daraus gewonnenes Lernen essenziell. Keine Kratzer in der Rüstung hat man nur, wenn man sich nicht bewegt“, sagt Anna Lüttgen, bei der internationalen Personalberatung Hays.

Doch gerade hier gibt es in vielen Unternehmen ein bisweilen schwer greifbares Unbehagen. So werde häufig viel Energie darauf verwendet, den oder die Schuldigen ausfindig zu machen, die Chance, gemeinsam etwas aus dem jeweiligen Fehler zu lernen, bleibe oft ungenutzt.

Auch das gilt als Kommunikationshemmnis, in dessen Folge nur wenige Mitarbeiter von sich aus Fehler oder Missverständnisse zugeben – vor allem dort, wo erst dann gesprochen wird, wenn etwas schiefgegangen ist. Immer noch gelte in manchen Betrieben die Maxime „Nicht gemeckert, ist Lob genug.“ Doch das ist es eben nicht. Beschäftigte, die ihre tägliche Arbeit als nicht erwähnenswert erleben, haben Untersuchungen zufolge weniger Motivation und empfinden nur ein geringes Maß an Loyalität gegenüber ihrem Arbeitgeber. „Mitarbeiter, die regelmäßig Anerkennung erhalten, fühlen sich stärker mit dem Unternehmen verbunden und sind eher bereit, sich langfristig zu engagieren“, weiß man auch bei Zefas, dem Zentrum für Fachkräftesicherung und gute Arbeit in Sachsen. Hier rät man aktuell in einem eigenen Newsletter-Beitrag dazu, Wertschätzung deutlich zu zeigen. Auch, aber nicht nur mit Blick auf die nahende Weihnachtszeit. Ein Tipp: „Nicht nur die wichtigen Positionen und Projektleiter mit Feedback und Wertschätzung bedenken. Häufig sind es gerade die vermeintlich ‚unwichtigeren‘ Positionen im Hintergrund, die dafür sorgen, dass die Abläufe reibungslos funktionieren, Störungen behoben werden oder für Sauberkeit sorgen. Gerade diese Aufgaben und Tätigkeiten werden leicht übersehen oder als selbstverständlich erachtet, weshalb gerade hier Wertschätzung einen besonderen Stellenwert einnimmt.“

Bewusst miteinander reden, sich dabei klar und respektvoll ausdrücken, Lob und Kritik gleichermaßen ansprechen, die Gerüchteküche durch transparente Informationen lahmlegen – so lassen sich die Grundlagen für eine sinnstiftende Kommunikation im Arbeitsleben zusammenfassen. Aktuell, da sind sich Studien und Experten einig, gibt es da durchaus noch reichlich Luft nach oben.