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Radwegeplaner sind gefragt

Radfahren ist gesund und schont die Umwelt. Damit mehr Menschen aufs Rad umsteigen, braucht es gute Konzepte – und erfahrene Planer.

In Sachsen gibt es ein Qualifizierungsangebot für Radwegeplaner, das einen ganz eigenen Beitrag zur Verkehrswende leisten will. Die ersten Absolventen haben ihre Abschlüsse in der Tasche.

Radfahren liegt im Trend. Und das aus vielen Gründen: Es ist nachhaltig, umwelt- und klimafreundlich sowie ressourcenschonend.  Auch der Freistaat Sachsen will gern fahrradfreundlich sein, hat hier aber noch Einiges zu tun, wie der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) erst im vergangenen Jahr in einer Einschätzung betont hat. Der Ausbau des Radwegenetzes sei mittlerweile so zum Stillstand gekommen, dass er eigentlich gar nicht mehr messbar sei, hatte der Club für Sachsen konstatiert und auf gerade einmal zwei von insgesamt 15 geplanten Radverkehrsprojekte verwiesen, die zwischen Görlitz und dem Vogtland umgesetzt worden seien. Aber wer plant eigentlich sächsische Radverkehrskonzepte? Eine Antwort auf diese Frage gibt es bei EIPOS, dem Weiterbildungsinstitut der TU Dresden AG. Hier werden gegenwärtig Männer und Frauen qualifiziert, die dem Radwegebau in Sachsen auf die Sprünge helfen sollen – als Fachplaner für Radverkehr.

Breites Fachwissen fehlt am Anfang

Dass Expertise in diesem Bereich dringend nötig ist, wird seit Jahren immer wieder betont, wenn es um die Verbesserung der Infrastruktur für Radfahrer geht. Denn neben dem politischen Willen zur Umsetzung braucht es Menschen, die in der Lage sind, Radwege passend für die jeweiligen Umgebungen zu konzipieren. Oft, so eine Erfahrung aus der Weiterbildung, werde das Thema einem Mitarbeiter in der Stadt- oder Gemeindeverwaltung auf den Tisch gepackt, der maximal ein wenig theoretisches Wissen dazu mitbringt. „Im Studium haben die Teilnehmer oft nichts oder nur ganz wenig zur Radverkehrsplanung gehört. In ihrer jetzigen oder angestrebten späteren Tätigkeit möchten sie auf ein breites Fachwissen zu allen Themen rund um die Radverkehrsplanung zurückgreifen können, was bei EIPOS vermittelt wird“, so Michael Haase, Dozent und Entwickler des aktuellen Qualifizierungs-Lehrplans. Es gehe darum, „sicher in der Breite des aktuellen Fachwissens zu werden, denn im Job ist die Themenvielfalt groß“.

Auch der ländliche Raum holt auf

Nachfrageanalysen, Netz- und Maßnahmenplanungen, Wegweisungskonzepte und Einschätzungen zu den Themen Fahrradparken oder Sicherheit gehören zum täglichen Geschäft in der Radverkehrsplanung. Die Teilnehmer – in erste Linie Bau und Verkehrsingenieure, Raumplaner, Landschaftsarchitekten und Geografen – lernen in den insgesamt sieben Kursen nicht nur alle fachlichen Grundlagen dafür. Sie erfahren auch, wie sie die eigenen Konzepte für ihre Stadt oder Region wissensbasiert begründen können. Das wird ganz praktisch in einer eigenen Belegarbeit umgesetzt. Das Interesse ist groß, so Michael Haase. Und längst sei das Thema nicht nur Anliegen der großen Städte, sondern zunehmend auch des ländlichen Raumes. „Die erste Matrikelnummer 2019, unser ‚Pilotdurchgang‘, startete mit 20 Teilnehmenden aus ganz Deutschland. Damit war der – unikal deutschlandweit erste – Kurs in diesem Format ausgebucht“, freut sich Grit Zimmermann, Diplomingenieurin und Produktmanagerin bei EIPOS.

Entwickelt wurde die Weiterbildung als Gemeinschaftsprojekt von EIPOS, der Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik an der TU sowie dem Fachbereich Bau, Verkehr und Liegenschaften der Landeshauptstadt Dresden. Inzwischen werden zwei Kurse pro Jahr angeboten. Neben der berufsbegleitenden Qualifizierung an zwei Tagen pro Monat mit sieben Präsenzphasen gibt es seit 2022 einen Kompaktkurs, der einmal monatlich für jeweils eine knappe Woche konzipiert ist und mit einer Abschlussprüfung nach vier Studienkursen endet.

Zufriedene Absolventen

50 Männer und Frauen haben die Weiterbildung an dem Dresdner Institut inzwischen erfolgreich abgeschlossen. Dazu gehört auch Birgit Lies, „Ich fand wichtig, dass die Themenbreite auch in die Tiefe ging. Ich habe im Kurs gelernt, dass es immer mehrere Lösungen gibt. Verschiedene Möglichkeiten müssen genauer untersucht und begründet werden. Abwägen und Lösungen begründen – das ist eine herausfordernde Aufgabe jedes Radverkehrsplaners. Das geht nur mit viel Wissen. Da hat mir dieser Kurs Sicherheit gebracht“, so die Referentin bei der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Kommunen zur Förderung des Rad- und Fußverkehrs (wegebund). Frank Kutzner, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft, hat den Kurs ebenfalls absolviert. Im Studium seien viele Themen nur angeschnitten worden, die Qualifizierung habe nun geholfen, praxisrelevante Kompetenzen zu entwickeln. „Was mir Sorgen bereitet, ist der Fachkräftemangel. Fachplaner für Radverkehr sind gesucht!“, betont Frank Kutzner.

Das weiß man auch bei EIPOS. „Wir freuen uns immer auf neue Teilnehmerinnen und Teilnehmer“, so Grit Zimmermann. Interessierte können sich schon jetzt für den nächsten Kurs anmelden und damit vielleicht bald einen aktiven Beitrag dazu leisten, Sachsen fahrradfreundlicher zu machen – und das mit viel aktuellem und praktisch anwendbarem Wissen im Hintergrund.

Von Annett Kschieschan